NEUDERT - Internetseiten Laubendorf / Böhmen
D   I   E     N   E   U   D  E  R  T  -  W   E   B   S   E  I  T   E  N


Johann Neudert (ehemals Laubendorf 205, Kreis Zwittau):

Laubendorf, ein ehemals deutsches Dorf in Böhmen, meine Heimat

Deutsche Besiedelung in Böhmen und Mähren bis 1945/46
  1. Einleitung
  2. Von den Anfängen der deutschen Besiedlung bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges
  3. Gemeindegeschichte, politische Ereignisse
  4. Kirche, Pfarrgemeinde
  5. Bevölkerungsentwicklung
  6. Geologisches und Geografisches aus Laubendorf (mit Ortskarte)
  7. Landkarte von Laubendorf und Umgebung
  8. NEU!  Die wilde Vertreibung von Laubendorfer Einwohnern am 13.7.1945
  9. Die Laubendorfer nach der Vertreibung
  10. Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen
  11. 2023 aktualisiert!  Kurze Geschichte Böhmens und Mährens, als PDF-Datei herunterladbar! (280 kB)
  12. NEU! Aktuelle Fotos aus Laubendorf, Sommer 2012, Sommer 2008 und Sommer 2005 
  13. Das Schönhengster Gaulied - Singstimme mit Klavierbegleitung   NEU! Jan. 2006 
  14. NEU! Jan. 2008  Wenzel Koblischkes Laubendorf-Chronik online Erstes Laubendorf-Buch
  15. Die Laubendorfer Matriken (Okt. 2008)    
  16. NEU August 2009!   Neues Laubendorf-Buch erschienen,
    das alle Matrikabschriften ab 1643 enthält
    Zweites Laubendorf-Buch
  17. NEU März 2010: Laubendorfer Kataster von 1839
  18. 750. Jahrestag der Ersterwähnung und Laubendorffahrt August 2015
  19. NEU: Weiteres Laubendorfbuch erschien im Juli 2015
    Drittes Laubendorf-Buch

1. Einleitung

Mein Geburts- und Heimatort heißt Laubendorf (in Böhmen). Bis 1945 war er dies auch für mehr als 1700 andere deutsche Einwohner.  Westlicher Nachbarort ist die tschechische Stadt Politschka (tsch.: Polička). 15 km östlich des Dorfes lag - schon in Mähren - die deutsche Stadt Zwittau (tsch.: Svitavy). - 

Einen tschechischen Namen für das Dorf gab es zunächst nicht, weil der Ort ausschließlich von deutschen Siedlungen umgeben war. Als nach 1420 Politschka und seine westlichen Nachbardörfer infolge des Einzugs der Hussiten tschechisch wurden, sagten und schrieben die eingewanderten Tschechen weiterhin "Lauwendorf".  Erst Mitte des 16.(!) Jahrhunderts kam der tschechische Name "Limberk" auf. 1952 wollten die Tschechen diese geschichtlichen Spuren verwischen und vollzogen eine Umbenennung in Pomezi. - 1945 und 1946 wurde die deutsche Bevölkerung in vier Transporten in Richtung Deutschland vertrieben. Der erste - am frühen Morgen des 13.7.1945 - geschah in besonders brutaler und menschenverachtender Weise. - In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts haben sechs Laubendorfer unter Führung des Oberlehrers a. D. Wenzel Koblischke (darunter mein Onkel Johann Czeschka 168) eine Chronik des Ortes verfasst und als Buch herausgegeben. Hans Prull, ein anderer damaliger Chronik- Mitarbeiter,  hat in den 1980er und 1990er Jahren Weiteres, bislang Unbekanntes erforscht und in loser Folge in Form von Kurzartikeln interessierten Laubendorfern zugänglich gemacht. - Diese beiden Initiativen kann man gar nicht hoch genug bewerten, und ich habe mich entschlossen, auf der Basis der Aufschreibungen beider eine Kurzchronik herzustellen, die ich der Übersichtlichkeit wegen inhaltlich aufgliedere und tabellarisch aufbaue.

    Die in Normalschrift geschriebenen nachfolgenden Informationen zu den Punkten 1 bis 4 stammen der Sache nach von Wenzel Koblischke und von Hans Prull  oder aus allgemein zugänglicher Geschichtsliteratur. Die  kursiv geschriebenen Teile  sind meine erläuternden Kommentare dazu sowie eigene Forschungsergebnisse.
    Ehemalige Laubendorfer Einwohner, welche dies lesen und  Ideen zur Verbesserung und Vervollkommnung dieser Seite haben, sind eingeladen, ihre Vorschläge einzubringen. Ich hätte nichts dagegen, wenn diese Seite zum Grundstock einer eigenen Internetseite der ehemaligen Laubendorfer würde. Mit diesen Informationen habe ich schon jetzt erreicht, dass derjenige Internetnutzer, der "Laubendorf" in eine Suchmaschine eingibt, auf dieser Laubendorf-Seite landet.
    Inhaltsverzeichnis


2. Von den Anfängen der deutschen Besiedlung bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges

1167   Die Wladislawsche Schenkung vermacht das noch nicht urbar gemachte Gebiet "na polickach"  (bei dem Feldchen) dem Kloster Leitomischl. (Koblischke, S. 26)  Das ist die Gegend der späteren Stadt Politschka und der benachbarten Dörfer, u. a. des Dorfes Laubendorf.

27.8.1265    Der böhmische König Ottokar II. beurkundet, dass er Conrad von Lewendorf beauftragt habe, die Gründung der Stadt Policz durchzuführen. Dafür erhält der Lokator, so seine Standesbezeichnung,  vom König mehrere Privilegien, unter anderem dies, dass er in Lewendorf (dem nachmaligen Laubendorf) eine Gastwirtschaft betreiben darf. Das bedeutet, dass Laubendorf zum Zeitpunkt der Abfassung  der Urkunde schon besiedelt war (Koblischke, S. 21f). Die Kolonisten waren Deutsche.
Die Stadt Policz war bereits um 1285 befestigt. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Kolonisation gelungen war und die umliegenden Dörfer in der  Lage waren, die Stadtbevölkerung zu ernähren. Auch diese Tatsache stützt die Vermutung, dass die Kolonisation einige Jahre vor 1265 begonnen hat. Das früheste mögliche Jahr ist 1253, das Jahr des Regierungsantritts des Ausstellers der Urkunde, Ottokars II. Der ursprüngliche Name der Stadt, Policz, hat sich von der Gründung an bis heute in der Laubendorfer Mundart erhalten: Puletz.
Die ersten Siedler kommen nach mehreren Indizien zu urteilen aus Oberfranken, möglicherweise aus der Gegend um Naila.
Nur wenige Dörfer des Schönhengstgaues weisen ein noch früheres Ersterwähnungs- Datum auf als Laubendorf.
Die Erbvögte der Stadt Policz stammten bis 1392, also über vier oder fünf Generationen hinweg, von Conrad von Lewendorf ab. (Qu.: Schönhengster Jahrbuch 1985, S. 64-73, Wilfried Peter Fischer, Helemberts Nachfahren)

1350   Im Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae VIII 52 wird der Ort "Lauwendorf" geschrieben. 

1421   Hussitische und anschließend kaiserliche Truppen plündern Policz.  1300 deutsche Bürger werden ermordet. Die Stadt und alle südlich und westlich der Stadt gelegene Dörfer werden von da ab tschechisch. Für die Stadt kommt erst nach mehr als hundert Jahren der tschechische Name "Policzka/Politschka" auf. - Von Morden und Plünderungen in Laubendorf ist in den Urkunden nicht die Rede. Doch darf vermutet werden, dass die Truppen mit den benachbarten Dorfbewohnern, die in militärisch unbefestigten Siedlungen wohnten, ähnlich verfuhren. 

1487 und 1500   Unter dem Druck des böhmischen Adels wird die "Wladislawsche Landordnung" erlassen, die allen bis dahin freien deutschen Bauern die Leibeigenschaft bringt (Koblischke, S. 42, 61)  und Deutsch als Kanzleisprache verbietet.. Es war Deutschen verboten, Land zu besitzen. (Aus der Chronik-Abschrift von Friedrich Sischka 190, 1937)  Die deutschen Namen wurden tschechisch phonetisiert (z. B. das Anhängen der Silbe -ova an den Familiennamen von Frauen).

Urbare der Herrschaft Bistrau von 1557 und 1592: In ihnen sind die Namen von 76 robot- und zinspfichtigen Einwohnern (Menschen mit Grund- oder/und Hausbesitz) genannt, darunter nur ca. 45 Bauern (Grundbesitz > 8 ha als Kriterium gewählt). Das bedeutet, dass die Kolonisation des Oberortes und von Teilen der Kleinen Seite noch nicht in Angriff genommen worden ist. Zusatz 5/2013

Um 1600  Errichtung des Meierhofs auf Kosten von 7 Bauernhöfen (Quelle: Im ersten Grundbuch Laubendorf, das mit der Hofübernahme bei einigen Anwesen bereits während des Dreißigjährigen Krieges beginnt, wird die Zahl 7 genannt.)

1607  sterben 129 Personen an der Pest. (Aus der Chronik-Abschrift von Friedrich Sischka 190, 1937)

1648 Die Nachbarstadt Politschka ist bei Beendigung des Dreißigjährigen Krieges fast entvölkert. Da kaiserliche, sächsische und schwedische Truppen ganz Böhmen durchzogen haben, gibt es nach dem Krieg keinen nennenswerten Zuzug von außen.

1651 In Laubendorf liegen dagegen "nur" 10 Bauernhöfe und 3 Häusleranwesen wüst. Es dauert 40 Jahre, bis alle Bauernhöfe wieder einen Besitzer haben. Nur 2 neue Besitzer kommen nicht aus Laubendorf (Ein DITTRICH aus Politschka und ein GLASER aus Brünn). Quelle: Erstes Grundbuch Laubendorf;  Zusatz 4/2009

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3. Gemeindegeschichte, politische Ereignisse

1712   Errichtung der ersten Schule (jedoch schon vor 1709 Erteilung von öffentlichem Unterricht in einem "Gemeindehäusel")
Einer Eintragung im "Alten Gedenkbuch der Pfarre Laubendorf 1733" zufolge gab es schon 1689 Schulunterricht. Auf Seite 300 dieses Dokumentes wird im nämlichen Jahr der Schulmeister Mathes Bernard Mauschberger genannt. - 

Landsmann Hans Prull hat herausgefunden, dass in den „Libri Relationem“ des Erzbistums Prag geschrieben steht, dass bereits im Jahre 1676 eine „Schule mit Kantor“ bestand. 

In der im Jahre 1642 beginnende Taufmatrik von Politschka, in der auch Laubendorfer Taufen dokumentiert sind, wird im Jahre 1681 die Geburt einer Tochter des Schulmeisterehepaares Mates und Veronika Mauschperger beurkundet. Die Ehefrau tritt mehrfach als Taufpatin auf, wobei ihr Name jedes Mal mit  „Veronika Schulmeisterin“ und nie mit „Veronika Mauschpergerin“ wiedergegeben wird. Wenn folglich im Jahre 1662 die Eintragung bei den Paten einer Laubendorfer Geburt „Dorothea Schulmeisterin“ und im Jahre 1647(!) „Marianna Schulmeisterin“ steht, ist daraus zu schließen, dass es bereits während des Dreißigjährigen Krieges einen Schulmeister gab und Schulunterricht erteilt wurde. Laubendorf steht damit in einer Reihe einer kleinen Zahl von Schönhengstgauer Dörfern, die eine ähnlich lange Schultradition besitzen. Zusatz 8/2012
Zur Ansicht: Seite 1 des Schulgedenkbuches Zusatz 1/2006

1794 Eine Anna Maria Martinu macht eine Stiftung zugunsten der Laubendorfer Kirche. Der Name Martinu kommt in den Matriken Laubendorfs in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht vor, so dass anzunehmen ist, dass die genannte Gönnerin in Politschka wohnte. Dort kommt der Name Martinu jedoch mehrfach vor, so dass die Anna Maria nicht unbedingt eine Vorfahrin des Komponisten Bohuslav Martinu sein muss, der aus Politschka stammt. Eintrag: 11/2005
1848   Für die deutsche Sprachinsel, an deren westlichem Ende Laubendorf liegt, wird erstmals die Bezeichnung Schönhengster Sprachinsel, später auch Schönhengstgau, verwendet. Sie ist vom Höhenzug Schönhengst (= schind den Hengst (?) ) abgeleitet.
1849 Per Gesetz wird das Erbrichtertum abgeschafft. Die Gemeindeführung geht auf eine gewählte Gemeindevertretung über, an deren Spitze der Vorsteher, der Bürgermeister, steht. Gleichfalls werden Robot und Zehntleistungen der Einwohner endgültig abgeschafft.
1876  Einweihung der neu erbauten Schule
1896  Laubendorf erhält Anschluss an das Eisenbahnnetz. Mit einmaligem Umsteigen kann man fortan entweder nach Prag oder nach Wien fahren.

1918  Laubendorf wird Teil der Tschechoslowakei. Das Versprechen des Staatspräsidenten, aus dem neuen Staat eine "Schweiz", einen nach ethnischen Gesichtspunkten kantonal verfassten Staat, zu schaffen, verkehrt sich ins Gegenteil: Deutsche werden massiv diskriminiert.
Für Laubendorf bedeutet das u. a., dass der Bahnhof und die Poststelle mit tschechischen Beamten besetzt werden, die kein Deutsch können. Weiterhin errichten die Tschechen 1921 eine Minderheitenschule im Ort, obwohl es bei 3,4 % ( ! ) tschechischem Bevölkerungsanteil (63 Personen, vom Säugling bis zum Greis gezählt) keine ausreichende Anzahl tschechischer Schüler gibt, und locken und nötigen Dorfbewohner, die in Politschka arbeiten, ihre Schulkinder dorthin zu schicken. Sie betreiben die Eingliederung mehrerer Bauern- und Häusleranwesen nach Politschka, um Laubendorf wirtschaftlich zu schwächen, ohne jedoch erfolgreich zu sein. Das Pikante an diesem Bemühen ist, dass sich gleichzeitig mehrere Häusler der Oberen Vorstadt bemühten, nach Laubendorf eingemeindet zu werden. Allerdings scheiterte dieses Ansinnen auch.
1921   Das Gemeindegebiet hat eine Ausdehnung von 2528 ha. Davon sind

  • 52,2 % Ackerland
  • 29,4 % Wald
  • 11,9 % Wiesen und Weiden
  •  6,5 % Gärten, Teiche, bebaute Fläche, sonstige Flächen
  • 1938    Das Sudetenland wird gemäß dem Münchener Abkommen an das Deutsche Reich angeschlossen. Laubendorf wird Grenzort zur Tschechei. Wegen andauernder Streitigkeiten über den Verlauf der  Staatsgrenze zwischen Laubendorf und Politschka verhandeln Deutsche und Tschechen noch Wochen nach dem Anschluss miteinander. 
    Die mährische Stadt Zwittau wird nach einer einjährigen Übergangsphase (Kreisstadt: Mährisch Trübau) neue Kreisstadt. 

    1945    Anfang  Mai fliehen die Reste deutscher Truppen Richtung Westen. Kampfhandlungen gibt es infolge der aufgelösten Front nicht mehr. Am 9. Mai  kommen die Russen. Zwei  Monate später, am 13. Juli, beginnt der erzwungene Exodus der Dorfbewohner, das Ende einer 700-jährigen Geschichte des deutschen Dorfes. Nur das Wort "Vertreibung" (= vyhnání) und nicht "Abschiebung" (=odsun) beschreibt adäquat, auf welche Weise dies geschah.

    Ab 1960    Ehemalige Laubendorfer besuchen ihre alte Heimat und sind entsetzt über die Verwahrlosung des Ortes. 

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4. Kirche, Pfarrgemeinde

Mitte 13. Jhd. Zum Zeitpunkt der Dorfgründung gehören  Laubendorf und alle böhmischen Nachbarorte zum Bistum Prag. - Der letzte Pfarrer von Laubendorf, Eduard Valenta, vermutete, dass das sog. Pfarrfeld und das Kirchengrundstück auf Grund ihrer hervorgehobenen Lage seit der Dorfgründung  bestehen und auf eine seelsorgerische Betreuung der Siedler von Anfang an verweisen.
1340 Gründung des Bistums Leitomischl; Laubendorf und seine böhmischen Nachbarorte werden Teil des Bistums. Die deutsche Stadt Policz ist Sitz des Dekanates.
1349 Erstmalige Nennung der Laubendorfer Pfarrkirche in einer Urkunde des Prager Bischofs und des Papstes. Der Ortsname wird darin "Lauwendorff" geschrieben.
1425
Der Leitomischler Bischof flieht vor den Hussiten. Das ist das faktisches Ende des Bistums Leitomischl. Laubendorf kommt wieder zum Bistum Prag, das inzwischen ein Erzbistum geworden ist.
1511
Aus diesem Jahr stammt die älteste Laubendorfer Kirchturmglocke. Sie hing aber nicht von Anfang an dort. Sie musste im 2. Weltkrieg abgegeben werden, überstand aber uneingeschmolzen den Krieg in Hamburg und kehrte nach langer Irrfahrt auf ihren angestammten Platz im Kirchturm zurück.
1582
Laubendorf wird evangelisch, weil Fürst Kolowrat von Fürstenberg (Swojanow), der Grundherr, evangelisch geworden war; denn nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 bestimmt und beschützt der Grundherr den Glauben seiner Untertanen. Nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) ändern sich die Machtverhältnisse zu Gunsten des Kaisers, und die Bevölkerung wird wieder rekatholisiert.(Koblischke, S.34)
1637
Die Bevölkerung der Herrschaft Bistrau - dazu gehört Laubendorf -  ist wieder katholisch. Nach erfolgter Rekatholisierung wird die Laubendorfer Kirche in Ermangelung eines eigenen Pfarrers Filialkirche (von filia, lat. = Tochter) von Bistrau. In den Bistrauer Matrikeln werden ab diesem Jahr sporadisch auch Laubendorfer Taufen und Eheschließungen dokumentiert.
Schon 1626 hatten zwei Kommissare und kaiserliche Truppen  das katholische Bekenntnis in Politschka durchgesetzt. Quelle: Soupis poddanych podle viry 1651.Chrudimsko; Zusatz 2/2007
1727
Errichtung der heutigen barocken Pfarrkirche durch Graf Hannibal von Hohenems; Patrozinium: St. Georg;  Die Kirche wird wieder eigenständige Pfarrkirche. - Der Turmbau erfolgt Jahrzehnte später,  nämlich 1780.- Über das Aussehen der Vorgängerkirche gibt es keine detaillierte Informationen. Man weiß nur, dass sie 2 Türme besessen hat, einen hölzernen und einen steinernen.
1733
Erste Eintragung im "Altes Gedenkbuch der Pfarre Laubendorf 1733"
Das Original wird  in einem Leitomischler Archiv aufbewahrt. Der Arbeitskreis Laubendorf ist im Besitz einer Kopie des Dokumentes. Das Dokument hat einen Umfang von fast 200 Seiten.
(Seite 42 des Gedenkbuches mit einer Eintragung aus dem Jahre 1734: Zehntpflichtige Bürger) Eintrag: 11/2005
1735
Kircheninneres Ab diesem Jahr gibt es Taufbücher, Trauungsbücher und Sterbebücher. Da die Nachbardörfer Dittersbach und Riegersdorf bis 1784 seelsorglich durch den Laubendorfer Pfarrer betreut wurden, umfassen die Kirchenbücher/Matriken bis zu diesem Zeitpunkt auch die Einwohner der Nachbarorte. Für die Jahre 1690 bis 1790 existiert ein Register, eine 1815 hergestellte auszugweise Abschrift der drei Matriken. Die den Abschriften zu Grunde liegenden Matriken der Zeit von 1690 bis 1734 sind verschollen. In den 1642 beginnenden Matriken der Stadt Politschka und in den 1637 beginnenden Matriken der Stadt Bistrau sind ebenfalls Laubendorfer Taufen beurkundet. - 

Die vorhandenen Matriken sind und bleiben, wenn die letzten in Laubendorf geborenen Deutschen gestorben sein werden, das "ewige Gedächtnis des Dorfes".
Zusatz: 6.3.2005
Digitale Kopien  der Bücher liegen inzwischen vor. Davon sind Abschriften getätigt worden, um den Inhalt der Matriken genealogisch interessierten Nachkommen zugänglich zu machen. - Die Matrikbücher des 20. Jahrhunderts lagern im Archiv der Stadt Politschka. In sie dürfen interessierte Personen Einblick nehmen. Kopieren und Abfotografieren ist nicht erlaubt.
- Siehe dazu Punkt 15 des Inhaltsverzeichnisses dieser Seite! 
Zusatz: 1.6.2008

1770
Die Kirche erhält eine Orgel. Aus diesem Grunde muss der Schullehrer Mathias Petter, ein Laubendorfer, seinen Posten zu Gunsten seines Kollegen Johann Weigl aus Sternberg, der Orgel spielen kann, räumen. Quelle: Gedenkbuch der Laubendorfer Schule; Eintrag: 11/2005
1783
Laubendorf und seine böhmischen Nachbarorte kommen zum Bistum Königgrätz und bleiben es bis auf den heutigen Tag. - Das Bistum war bereits 1644 als Folge der Rekatholisierung  Böhmens gegründet worden.
Um 1850 1935 Der bis dahin annähernd kreisförmig um die Kirche angelegte Friedhof wird zu einem Rechteck erweitert und erhält damit sein bis heute dauerndes Aussehen. Zusatz 4/2009, 2023 korrigiert
1908
Erscheinungsjahr des Buches " Der politische Bezirk Politschka. Topographie und Kunstdenkmale", verfasst von Zdenek Wirth. In diesem Buch ist neben wertvollen Ausführungen über die Laubendorfer Kirche und ihre Inneneinrichtung der Grundriss der heutigen 1728 erbauten Kirche dargestellt.
Standort des Buches: Deutsche Nationalbibliothek Leipzig, Reg.-Nr.: 1929 B 421-22  Eintrag: 11/2005
1938 bis
1945

Unter formaler Beibehaltung der Bistumsgrenzen werden die zum Deutschen Reich gekommenen Teile des Bistums Königgrätz dem Generalvikariat Trautenau unterstellt. Dadurch werden Laubendorf  und 14 andere  deutsche Dörfer des böhmischen Landesteiles aus dem Dekanat Politschka herausgelöst und dem Vikariat Abtsdorf zugeordnet.
Nach 1970
Die Kirche wird baufällig. Ehemalige Laubendorfer spenden Geld für Sicherungs- und Sanierungsarbeiten, weil die tschechischen Katholiken aus eigener Kraft die Geldsumme nicht aufbringen können.
Heute, 2008, sind die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten beendet. Jedoch fehlt die Kanzel, über deren Verbleib widersprüchliche Aussagen gemacht werden. Heute, 2015, ist klar, dass die Kanzel infolge unsachgemäßer Lagerung während der Renovierung zerstört worden ist, ein unwiederbringlicher Verlust für den Innenraum der Kirche.
18.6.2005
Die heutigen Laubendorfer Christen feiern den Wiederbeginn regelmäßiger Gottesdienste, nachdem die Außen- und Innenrenovierungsarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen sind. Die ehemaligen deutschen Einwohner Laubendorfs haben durch viele große und kleine Geldspenden erheblich zum zügigen Fortgang der Renovierungsarbeiten beigetragen.
Nach Aussage der jetzigen Bürgermeisterin bekennen sich 388 von 1008 heutigen Laubendorf-Bewohnern zum katholischen Glauben.

2007

Auf Kosten der politischen Gemeinde werden die beiden Engelsfiguren auf den Torköpfen des Friedhofeingangs fachmännisch restauriert. Der Eingang erhält ein schmiedeeisernes Tor. Der Weg vom Friedhofeingang zur Kirche wird gepflastert und mit Zierbäumen gesäumt. Während die Kirche Eigentum des Dekanates Politschka ist, ist der Friedhof Eigentum der Gemeinde Pomezi.
30.8.2008
Über 50 frühere Laubendorfer Einwohner feiern zusammen mit den heutigen Mitgliedern der Pfarrgemeinde in der St. Georgskirche einen Dankgottesdienst anlässlich der beendeten Innen- und Außenrenovierung. Dabei übergeben sie die letzte Spende für die Kirchenrenovierung in Höhe von über 1600 €. Der neue Politschkaer Dekan Sedlak gibt den Laubendorf-Besuchern bekannt, dass es keine eigenständige Pfarrei Pomezi mehr gibt. Die Georgskirche ist somit nur noch Gottesdienstort.

 
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5. Bevölkerungsentwicklung

1557  Im Laubendorfteil des Urbars der Herrschaft Bistrau sind die Namen von 76 Haus- und Grundbesitzern und deren festgelegte Robot- und Zinsleishtungen niedergelegt. Aus der Anzahl der verzeichneten Bauerngehöfte unter der Gesamtzahl der Anwesen muss der Schluss gezogen werden, dass große Teile des Oberortes noch nicht bebaut sind, die allenfalls forst- und weidewirtschaftlich genutzt werden.   Zusatz 2/2014

1651    Auf Befehl des Königs werden im Frühjahr in ganz Böhmen die "Soupis poddanych podle viry z roku 1651" ( Kataster der Untertanen nach dem Glauben 1651) angefertigt. Nach denen hat Laubendorf 243 namentlich genannte katholische Einwohner (Nur Personen, die älter als 12 Jahre waren, wurden gezählt.), die in 64 Anwesen wohnen. Aus Vergleichen mit anderen deutschen Dörfern in Böhmen, in denen alle Einwohner gezählt worden waren, kann geschlossen werden, dass Laubendorf etwa 350 Bewohner hatte. Zusatz 2/2006

1654  Die Stadt Politschka hat am Ende des Dreißigjährigen Krieges nur noch 90 Einwohner (H. Prull).

1654    Die Stadt Politschka besitzt 123 bewohnte und 83 unbewohnte Häuser. 1607 hatte die Stadt 284 Häuser besessen. Zum Vergleich: Zwittau hatte im Jahre 1667 214 Häuser.  Quelle: Zeitschrift für Ostforschung (ZfO) Marburg/Lahn 10 (1961), Seite 127f;  Eintrag: 3/2006

1661    gab es in Laubendorf  66 Bauernhöfe und 11 Häusleranwesen. (Aus der Chronik-Abschrift von Friedrich Sischka 190, 1937)

1676   28 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg  zählte Politschka 895, Laubendorf 364, Blumenau 204, Dittersbach 237, Riegersdorf 98 und Schönbrunn 346 Einwohner. Kinder unter zwölf Jahren wurden damals nicht mitgezählt. (H. Prull)  

1771    Einführung der Hausnummernzählung in den Matriken. 1771 existieren 148 Hausnummern. Das ist annähernd eine Verdoppelung in den seit 1557 vergangenen Jahren. Im Jahre 1828 erfolgte eine Neu-Nummerierung der Häuser. Alle Hausnummern - mit Ausnahme der Nummern 1, 2 und 9 - ändern sich. Beide Male beginnt die Zählung mit dem Pfarrhaus und erfolgt im Uhrzeigersinn (Obere Große Seite - gesamte Kleine Seite vom Oberort bis zum Unterort - Große Seite vom Unterort bis zum Nachbarhaus des Pfarrhauses. Der Weißbach, nicht die Durchgangsstraße, ist die Grenze zwischen der Großen und der Kleinen Seite.). Zusatz April 2005 und August 2012

1824    Gemäß dem Laubendorfer Zehnt- Register besitzt das Dorf  219 Hausnummern. Bis 1837 hat sich gemäß dem Zehntregister aus diesem Jahr die Zahl der Anwesen auf 236 erhöht. Zusatz April 2005

1819/1858    Nach den in dieser Zeit durchgeführten Franzensischen Aufnahmen (Herstellung militärischer Landkarten und Erfassung der Einquartierungskapazität für Soldaten und Pferde) wurden in Laubendorf 246 Häuser mit 61 Ställen und ebenso vielen Unterbringungsmöglichkeiten für je ein Pferd sowie 87 Soldatenunterkünfte festgestellt. Qu.: Austrian State Archive/Military Archive, Vienna

1851    Laubendorf hat 1551 Einwohner (709 Männer, 842 Frauen). Es gibt 76 Bauern, die mehr als 30 Joch (ca. 15 ha) Land besitzen. Quelle: Catastral-Schätzungs-Elaborat der Steuergemeinde Laubendorf, 1851;  Zusatz 10/2007

1900    Laubendorf hat 1840 Einwohner, davon sind 1803 Einwohner Deutsche =98,0 %. 1832 Einwohner sind katholischen, 3 sind evangelischen, 5 sind jüdischen Glaubens.   Qu.: www.mvcr.cz/casopisy/s/2001/0046/46tema.htm

1910    Laubendorf hat 1871 Einwohner, darunter 1,5 % Tschechen. Nur 3 Einwohner sind nicht katholisch.

1921    Mit 1879 Einwohnern erreicht der Ort sein Bevölkerungsmaximum. 63 Personen davon sind Tschechen = 3,4 %. Der tschechische Staat richtet eine Minderheitenschule (!) für eine Handvoll Kinder im schulpflichtigem Alter ein, für die er 1938 ein komplettes Schulgebäude errichtet, welches annähernd ebenso groß ist, wie das Gebäude der deutschen Schule. Gleichzeitig muss ein Teil der deutschen Kinder in 2 Ausweichquartieren unterrichtet werden. Dies schafft böses Blut unter den Laubendorfer Einwohnern gegenüber den Tschechen.

1930    Laubendorf hat 1766 Einwohner, darunter 6 %  Tschechen (ca. 100 Personen). 1756 Einwohner sind katholisch, 6 der tschechischen Einwohner sind evangelisch.    (Nach Rudolf Hämerles Buch "Sudetenland", Bechtermünz Verlag, hat Laubendorf 1788 Einwohner, darunter 113 Tschechen.)

1939    Laubendorf hat 1772 Einwohner, darunter 6 % Tschechen*). Es hat eine Fläche von 2.528 ha. Unter den 39 Gemeinden des Kreises Zwittau steht der Ort der Bevölkerungszahl nach an 8., der Fläche nach schon an 4. Stelle.

1950    Laubendorf hat 1277 fast ausschließlich tschechische Einwohner. Qu.: www.mvcr.cz/casopisy/s/2001/0046/46tema.htm

2005    Laubendorf hat 1008 Einwohner, darunter 388 Katholiken. Qu.: Mündl. Auskunft der Bürgermeisterin von Pomezi

*) Zumindest für Laubendorf stimmt die Behauptung heutiger tschechischer Politiker nicht, nach dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich im Jahre 1938 sei es zu einer massenhaften Vertreibung der tschechischen Minderheit aus dem nunmehr deutschen Staatsgebiet gekommen. Zusatz 1.3.2005

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6. Geologisches und Geografisches aus Laubendorf 

Laubendorf hat die Koordinaten 16,3 Grad östl. Länge und 49,7 Grad nördl. Breite. Infolge dieser geografischen Länge steht in Laubendorf die Sonne um 11.55 Uhr am höchsten. Laubendorf liegt von den Städten Wien, Prag und Breslau annähernd gleich weit entfernt, nämlich 160 bis 190 km, in der Luftlinie gemessen.
Der Ort erstreckt sich ungefähr in Ost-West-Richtung über eine Länge von mehr als 5 km zu beiden Seiten des Weißbachs, der aus mehreren Quellen aus Bergen des Oberortes gespeist wird. Während die höchstgelegenen Häuser im östlichen Teil des Ortes 650 m über NN liegen, kommen die letzten Häuser des Unterortes nur noch auf 560 m Meereshöhe.- Die höchste Erhebung in Laubendorfs Fluren, der Findeisberg, erreicht fast 700 m und ist damit höher als der Berg und Höhenzug Schönhengst, der meiner Heimat den Namen Schönhengstgau gab. - Somit ist Laubendorf ein Mittelgebirgsort.- Die nach Norden und nach Süden verlaufenden Fluren steigen sanft an, wenn man Laubendorfs Topografie mit den Nachbarorten Schönbrunn und Rothmühl vergleicht. Letztere erscheinen weitaus gebirgiger als Laubendorf.
In Laubendorf fallen jahresdurchschnittlich 800 mm Niederschlag. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 6°C. -
Etwas östlich der Ortsmitte stehen die Kirche mit dem Friedhof und das Pfarrhaus sowie das ehemalige Erbgericht und die Schule. 
Das topografische Erscheinungsbild weist Laubendorf als ein Reihenhufen-/Waldhufendorf und als eine planmäßig angelegte Siedlung aus.
Laubendorf hatte einen Bahnanschluss, wie ihn nur wenige andere Schönhengster Dörfer besaßen, wenn auch die Haltestelle weitab vom größten Teil der Häuser lag und die Bahntrasse durch die nördlichen Fluren verlief. 
Drei Kilometer südlich der Ortsmitte liegt Goldbrunn, von den Laubendorfern liebevoll Waldla genannt. Goldbrunn war ein beliebter Ausflugsort für die Dorfbewohner. Es besitzt eine Wallfahrtskapelle, Gasthäuser und eine mineralstoffhaltige Quelle, der eine Heilwirkung nachgesagt wurde.
Der Weißbach, der Laubendorf auf seiner vollen Länge durchfließt, entwässert alle Laubendorfer Fluren südlich des Lettenhübels und nördlich des Findeisberges. Ab Politschka nimmt er etwa 10 Nebenbäche auf, fließt dann südwestwärts und ergießt sich nach ca. 15 km bei Latschnau in die Schwarza und damit letztlich in das Schwarze Meer. Alle Wasser des auf der Großen Seite nördlich des Lettenhübels fließen hingegen in die Nordsee.  .
 
Ortskarte Laubendorf, physisch
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7. Landkarte von Laubendorf und Umgebung

Der Kartenausschnitt umfasst eine Fläche von etwa 800 km2

Er ist auf der Basis der Karte, die der gedruckten Ortschronik angehört, erstellt worden.

Drei bedeutsame Grenzen gibt es, bzw. gab es in Laubendorf, die hier dargestellt sind:
  • Über die nördlichen Fluren Laubendorfs in etwa 610 m über dem Meeresspiegel, dem Lettenhübel,  verläuft die Große Europäische Wasserscheide. Im speziellen Fall Laubendorfs verläuft sie zwischen den Flüssen Elbe und Donau.
  • Östlich von Laubendorf verläuft die Landesgrenze Böhmen / Mähren, die bis 1918 auch eine politische, bis 1938 noch eine administrative Grenze war.
  • Die westliche Flurgrenze Laubendorfs war seit den Hussitenkriegen bis 1945 die Sprachgrenze zum Tschechischen. Sie war trotz des nahtlosen Übergangs der Bebauung von einem Ort zum anderen eine zu fast 100% ausgeprägte Grenze, wiewohl viele Menschen beiderseits  die jeweils andere Sprache gut beherrschten.

Mehrere - nicht alle(!) - tschechische Nachbardörfer westlich und südlich der Sprachgrenze haben gleichzeitig noch deutsche Namen (Kurau, Ullersdorf,
Kieferndörfl, Weitenthal, Katharinendörfl, Maxdörfl, Wachteldorf, Hartmanitz, Steindorf, Baumgarten, Hammergrund . . . ) und verraten damit ihre Gründung durch deutsche Kolonisten. - Dörfer, für die kein deutscher Name bekannt ist, sind Rohozna, Teleci, Leznik und Strenic.
Zusatz 12/2005

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Landkarte von Laubendorf und Umgebung

8. Die wilde Vertreibung von Laubendorfer Einwohnern am 13. Juli 1945


Die meisten der Betroffenen, sofern sie noch am Leben sind, haben den Tschechen, die diese Menschenrechtsverletzung geplant und begangen haben, vergeben. Vergessen aber haben sie sie nicht! Damit die damaligen Geschehnisse historisch aufarbeitbar bleiben, werden an dieser Stelle Berichte von vier Vertreibungopfern (Vertreibung am 13. Juli 1945), Rosa Czeschka (+2004), Leopoldine Neudert (+2004), Franziska Kreitschi (+1991) und Herta Kretschmer (+2015), wiedergegeben und sind als pdf-Datei (ca. 330 kB) herunter ladbar. In dieser Form sind sie bislang noch nicht veröffentlicht worden. - Ohne Kenntnis der Ereignisse in vielen Orten des Sudetengaues im Juni und Juli 1945 kann Aussöhnung nicht gelingen, weil alle Beteiligten - Täter und Opfer - wissen müssen, worüber man sich aussöhnen will.
Das Layout der pdf-Datei ist so aufgebaut, dass die 19 Textseiten vorteilhafterweise beidseitig auszudrucken sind.
Die Berichte sind von den Verfasserinnen im Frühjahr 2004 an den Deutschlandfunk Köln / Deutschlandradio Berlin gesandt worden, der zusammen mit dem Journalisten Wolf von Lojewsky für eine geplante Hörfunk-Sendung öffentlich um Dokumente und Berichte zum Thema "Flucht und Vertreibung" gebeten hatte. Der Sender hat sich bei den Autorinnen bedankt und mitgeteilt, dass eine mehrteilige Sendung im Dezember 2004 ausgestrahlt werden wird.-  Die Geschehnisse in Laubendorf haben jedoch in der im November/Dezember 2004 ausgestrahlten Sendereihe keine Verwendung gefunden, weil nach Auskunft des Senders eine zu große Fülle an Materials eingegangen war.- Der Deutschlandfunk teilte den Autorinnen aber mit, dass Archive gebeten haben, die gesammelten Dokumente und Berichte zum Zweck der wissenschaftlichen Auswertung und Archivierung übernehmen zu können. Dies, so der Sender, wird geschehen. Damit stehen die vier Erlebnisberichte künftigen Forschern zur Verfügung.

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9. Die Laubendorfer nach der Vertreibung

13.7.1945 Tschechische Bewaffnete vertreiben in einer Blitzaktion am frühen Morgen die ersten 465 Bewohner aus Laubendorf, darunter zwei hochschwangere Frauen und Bewohner aus Nachbardörfern. Die Habe der Vertreibungsopfer ist das wenige,
  • was sie innerhalb einer (!) Stunde in der Lage gewesen waren, zusammenzupacken,
  • was ihnen davon anschließend nicht weggenommen worden war,
  • was sie in Ermangelung von Rucksäcken und Koffern - die hatten bereits die Russen mitgenommen - in der Lage gewesen waren, über eine Strecke von 16 km nach Zwittau zu tragen.
  • Der Transport findet in offenen zweiachsigen Waggons statt, in denen zuvor Steinkohle transportiert worden war. In jeden Waggon werden 60 (!) Personen gepfercht. Der Transport endet in Riesa und Falkenberg/Elster (spätere russ. Zone), wo sich der Treck spaltet, dessen größte Gruppe sich  nach Zeitz und Umgebung wendet. ( Diesem Transport habe ich, damals ein sechsjähriges Kind,  angehört. )

    Die Liste der Vertreibungsopfer ist in das Archiv der Stadt Politschka gelangt und gilt als verschollen.

1946 Weitere Transporte gehen nach Nürnberg, Göppingen, Kemnath, Schweinfurt, Salzwedel, Fürstenberg/Havel und Rostock. Am Ende verbleibt weniger als ein Dutzend Familien in Laubendorf. Diesen Menschen wird das Deutsch sprechen verboten.
1950 Verabschiedung der Charta der Heimatvertriebenen mit dem darin manifestierten Verzicht auf Rache und Vergeltung
1965 Die heimatvertriebenen Laubendorfer begehen in Schwarzenbruck (Ort südöstlich von Nürnberg) den 700. Jahrestag der Ersterwähnung Laubendorfs.
Um 1980 35 Jahre nach der Vertreibung, also nach einer Generation, haben die Laubendorfer bereits mehr Eigenheime gebaut, als Laubendorf im Jahre 1945 Hausnummern besaß. Die allermeisten Eigenheime stehen jedoch in den westlichen Bundesländern.  Der Arbeitskreis Laubendorf sieht sich außerstande, die vielen entstandenen Eigenheime zu zählen.
15.9.1991 Gedenkstein an die alte HeimatDie Laubendorfer Heimatvertriebenen enthüllen im Zentrum von Schwarzenbruck bei Nürnberg eine Gedenktafel an ihre alte Heimat:
"Saxa loquntur - Steine reden."
An dieser Zeremonie während des alle zwei Jahre stattfindenden Laubendorftreffen kann erstmals eine größere Gruppe von Laubendorfern teilnehmen, die 1945 in die damalige russische Zone vertrieben worden war. - Zur selben Zeit erhält die Gemeinde Schwarzenbruck eine "Laubendorfer Straße".


Nicht nur dadurch ist Schwarzenbruck zu einer "Heimstatt" der Laubendorfer geworden; denn im September 2005 begingen die Laubendorfer ihr 25. Heimattreffen in diesem Ort - und dies mit einer nach wie vor ansehnlichen Teilnehmerzahl.
Inzwischen ist das 28. Heimattreffen 2011, zweites September-Wochenende, bereits Geschichte.
1998 Bundespräsident Roman Herzog und Staatspräsident Vaclav Havel besuchen gemeinsam Politschka und Laubendorfs Nachbardorf Schönbrunn. Ehemalige Laubendorfer reisen zu diesem Anlass in die alte Heimat.
2005
805 000 Kronen, ein Sechstel der Gesamtsumme,  waren der Anteil der Laubendorfer an den finanziellen Mitteln, die zur Renovierung der Kirche aufgebracht worden sind, damit seit Mitte Juni wieder regelmäßig Gottesdienst gefeiert werden kann.
Ende 2007 Der Wiedereinbau des renovierten Altaraufbaues ist abgeschlossen. Nun fehlen nur noch die Kanzel und die Seitenaltäre. Nach wie vor beteiligt sich die Gemeinschaft der früheren Laubendorfbewohner finanziell an den Kosten; denn tschechische staatliche Mittel gibt es für die Innenrenovierung nicht.
Sommer 2008 Nach erneuten Spenden der ehemaligen Laubendorfer wird die Innenrenovierung im wesentlichen beendet. Das Schicksal der Kanzel bleibt ungeklärt. Dass sie so marode gewesen sein soll, dass sie nicht mehr hat wiedereingebaut werden können, ist nicht glaubhaft.
August 2009 Der Politschkaer Pfarrer Sedlak lässt auf Vorschlag des Arbeitskreises Laubendorf aus den Spendenmitteln der Laubendorfer an der Außenwand der Kirche eine zweisprachige Tafel anbringen, auf welcher die von den vertriebenen Laubendorfern durchgeführte Spendenaktion zur Wiederherstellung der Kirche gewürdigt wird. 

 

Die Inschrift auf der Tafel beginnt mit denselben Initialen, die der seinerzeitige Laubendorfer Pfarrer auf die erste Seite des 1733 beginnenden ersten Laubendorfer Pfarrgedenkbuches schrieb:

O(mnia) a(d) m(aiorem) D(ei) G(loriam) - Alles zur höheren Ehre Gottes!

2010 Die Tafel wird unfachmännisch entfernt und imnerhalb der Kirche (vorn links) angebracht, sodass ihr Inhalt künftig nur noch von den Gottesdienstbesuchern gelesen werden kann.. Die Laubendorfer werden darüber nicht unterrichtet. Auf Nachfrage wird ihnen mitgeteilt, die Denkmalschutzbehörde habe dies veranlasst. Ein diesbezügliches Dokument wird den Laubendorfern nicht zugänglich gemacht. Eine schwere Enttäuschung für alle, die durch Spenden zum Gelingen der Renovierung beigetragen haben, deutsche und tschechische Christen!
Die Laubendorfer vermuten, dass in Wirklichkeit die Mitglieder der gewählten Gemeindevetretung von Pomezi diese Maßnahme erzwungen haben.  
2015 In diesem Jahr begeht Laubendorf den 750. Jahrestag seiner Ersterwähnung. Faltblatt
Seit 2007 arbeitet der Ortsberichterstatter der Laubendorfer für die  "Schönhengster Heimat", Lm Johann Neudert 205, Leipzig, auf dieser Ereignis hin und wirbt unter dien Landsleuten für die Abhaltung eines Gedenk- und Versöhnungsgottesdiensten in der St. Georgskirche an einem Sommerwochenende in besagtem Jahr. Laubendorfer und heutige Katholiken aus Pomezi sollen sich während einer zweisprachig, teilweise dreisprachig gestalteten Eucharistiefeier den Friedensgruß nach der Aufforderung des Zelebranten "Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung! - Dejte sobĕ znamení miru a usmíření!" gegenseitig entbieten.
Zu diesem Ereignis kam es am 8. August, einem Sonnabend. 116 Laubendorfer und ihre Nachkommen versammelten sich mit einer leider deutlich geringeren Schar von heutigen Einwohnern zum gemeinsamen Gottesdienst, dem die Pfarrer Holger Kruschina aus Roding (ein Laubendorf-Nachkomme) und Miloslav Brherl aus Politschka vorstanden. Alle Gottesdienstteilnehmer hatten ein zweisprachig abgefasstes 12-seitiges Faltblatt zuir Verfügung, um das gesprochene Wort auch dann verstehen zu können, wenn es nicht gerade in ihrer Muttersprache vorgetragen wurde. Die Predigt, die Pfarrer Holger Kruschina frei vortrug, konnte nicht simultan übersetzt werden, doch dank des Einsatzes eines Gemeindemitgliedes aus Pomezi, Frau Muzikarova, konnte dies nachgeholt werden, und Pfarrer Brhel trug der versammelten Gemeinde einige Wochen später die Predigt in Tschechisch vor. -
Die Laubendorfer fuhren am übernächsten Tag wieder heim. An den Mitgliedern der kleinen katholischen Gemeinde in Pomezi liegt es nun, ihren Landsleuten von diesem Geschehen und dem Versöhnungsangebot der Laubendorfer ihren Dorfnachbarn, die nicht religiös gebunden sind zu berichten. Die Laubendorfer, die künftig ihren Geburtsort und den ihrer Vorfahren besuchen, strecken den Einwohnern von Pomezi die Hand aus, die offene Hand.

Rechts nebenstehend ist die Titelseite des besagten Gottesdienstblattes abgebildet.
Das gesamte Gottesdienstblatt im DIN A5-Format (zweiseitiger Druck ist zu bevorzugen.) kann hier  (Heilige Messe 2015.pdf)  angesehen werden.

Der nicht unbeobachtet gebliebene Besuch der 116 Laubendorfer, der mit 2 Reisebussen und mehreren PKW stattfand, und das Angebot der Laubendorfer an die heutigen Bewohner von Pomezi erfuhren in dem vierteljährlich von der Kommune herausgegebenen Informationsblatt, in der regionalen Zeitung und auf der Internetseite www.obecpomezi.cz keine Erwähnung.
 

Es folgt der Wortlaut der Predigt in Tschechisch und in Deutsch.

Kázání p. faráře Holgra Kruschiny z Rodingu
 
Milé sestry, milí bratři!
Znáte „Kočku s klouboukem“? Pěkný snímek, zfilmovaný augšpurským lout­kovým divadlem. Kočka s klouboukem přichází do hezkého městečka Schna­keln, kde je konečná stanice vlaku. Vystoupí a protože se jí tam líbí a stejně přesně neví, kam by chtěla jít, zůstává v tomto městečku. Jde na procházku a najde velkou vilu s cedulí: K pronájmu. A když najde zadní dveře otevřené, hned se tam bez okolků nastěhuje. Netrvá to dlouho, přichází další nájem­níci: kapitán Knak - vysloužilý mořský pes, kuře jménem Marianne a další. Za­nedlouho se objeví majitel domu – pan Maulwirsch. Kočka se ho ptá, proč on sám nežije v domě a on jí odpovídá, že zde strávil nešťastné dětství, proto zde nechce bydlet. Pak se ptá majitel domu kočky, jaké nájemné mu bude platit. Kočka mu říká: „Nemám žádné peníze, ale slibuji Vám, že budeme v tomto domě zase šťastně žít.“             
Milé sestry a bratři, to je náš úkol v této hodině i nadále potom, v tomto domě, kostele sv. Jiří, šťastně žít. Slyšeli jsme ve druhém čtení z listu Efe­zanům:“Odpouštějte si navzájem, jako Kristus odpustil vám“. Odvažuji se tvrdit, že všichni, kteří zde sedí, Němci i Češi, si nemají co osobně odpouštět, protože si navzájem nic neudělali. Ale tento „dům“ (kostel) zažil, že se zde nešťasně žilo skrze to, co se stalo před 70 lety. Nejprve skrze utrpení, které způsobili Němci Čechům a poté skrze utrpení, které bylo spácháno Čechy na Něm­cích. A dnes? Jsme dnes tady, abychom udělali tento dům (kostel) zase šťastným.

Moje sestry a já jsme to dnes také pocí­tili, když jsme procházeli touto obcí a přišli jsme k rodnému domu našeho dědečka. Nastěhovali se tam lidé, kteří nemají nic do činění s minulostí a kteří měli radost, že jsme tam přišli a zvali nás na křest svého dítěte (následující neděli). Úplně cizí lidé!      Jen tak můžeme být šťastní, jen tak můžeme dojít ke smíření toho, co bylo před léty narušeno. Jen tak se můžeme uzdravit. To je naše úloha.  

„Vaši otcové jedli na poušti manu a zemřeli. Já jsem živý chléb, který přišel z nebe“, říká Ježíš. Dnes, milé sestry a bratři, smíme mezi sebou tento chléb dělit, je nám darován. Nezdá se to víc než džbán vody a kousek chleba, který Eliáš dostal na poušti, ale udrželo ho to při životě. Eliáš musel žít s „poklesky“ a jeho putování pouští je obrazem jeho vlastního života. Ale Bůh ho obdaroval vírou a nadějí, vodou a chlebem – a dnes ho smíme společně přijímat.
Mám radost, že otec Miloslav Brhel (farář z Poličky) mi dnes uvolnil místo a já mohu vést tuto bohoslužbu jako hlavní celebrant. Přesto slavíme spo­lečně. To je vzácný dar, který máme střežit. Ne každý z nás chodí v neděli do kostela. To víme oba a vy to víte lépe než já. Ale já doufám, že cítíte, že tato hodina a tato střecha, pod kterou sto­jíme, nám dává příležitost ke smíření   a také příležitost se dozvědět, co to zna­mená být bratři a sestry navzdory jazy­kové bariéře, jiné národnosti a do­konce přes hranice času. Nyní chceme vyznat své spojení ve víře – ve „spo­lečném“ jazyce, proto jsme zvolili latinu.


Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Kennen sie die "Katze mit Hut"? Ein schönes Stück, verfilmt von der Augsburger Puppenkiste. Die Katze mit Hut kommt in das schöne Städtchen Schnakeln an der Kruke, dort ist Endstation der Bahn. Sie steigt aus, und weil es ihr dort gefällt und sie ohnehin nicht genau wusste, wo sie hin wollte, bleibt sie in diesem Städtchen. Sie geht spazieren und findet eine große Villa, daran ein Schild: Zu vermieten. Und nachdem die Hintertür offen ist, zieht sie einfach gleich ein. Es dauert nicht lange, da bekommt sie Gesellschaft: Kapitän Knak, ein ausgedienter See-Hund, Marianne, das Dudelhuhn und weitere. Dann taucht natürlich, nicht lange dauert es, der Vermieter auf, der Herr Maulwirsch. Die Katze fragt ihn, warum er nicht selber in dem Haus lebe, und er antwortet ihr, er habe darin eine unglückliche Kindheit verbracht, weswegen er nicht darin bleiben möchte - und was denn die Katze an Miete zahlen würde? Da sagt die Katze zu ihm: Geld hab ich keines, aber ich verspreche Ihnen: Wir werden Ihnen dieses Haus wieder glücklich leben.
Liebe Schwestern und Brüder, dieses Haus, die Kirche des hl. Georg, glücklich zu leben, das ist unsere Aufgabe in dieser Stunde und darüber hinaus. Wir haben im Epheserbrief in der zweiten Lesung gehört: "Vergebt einander, so wie Christus euch vergeben hat." Ich wage zu behaupten, dass alle, die wir hier da sitzen, Deutsche und Tschechen, sich persönlich nichts zu vergeben haben, denn wir haben einander nichts getan. Aber dieses "Haus", wurde durch das, was vor 70 Jahren geschehen ist, unglücklich gelebt. Zunächst durch das Leid, dass die Deutschen den Tschechen angetan haben und dann durch das Leid, das die Tschechen den Deutschen angetan haben. Und heute? Heute sind wir da, um dieses Haus wieder glücklich zu machen.
Meine Schwester und ich, wir durften das heute auch spüren, als wir durch den Ort gezogen und an das Geburtshaus unseres Großvaters gekommen sind. Hier sind Leute eingezogen, die mit der Vergangenheit nichts zu tun haben und die sich gefreut haben, dass wir da waren und die uns für morgen zu einer Taufe eingeladen haben. Wildfremde Menschen! Nur so können wir glücklich werden, nur so können wir das versöhnen, was vor Generationen zerbrochen ist. Nur so können wir heilen. Das ist unsere Aufgabe.
"Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Ich bin das lebendige Brot, dass vom Himmel gekommen ist", sagt Jesus. Heute, liebe Schwestern und Brüder, dürfen wir dieses Brot teilen, es wird uns geschenkt. Es scheint nicht mehr als der Krug Wasser und das Stück Brot, das Elija in der Wüste bekommen hat, aber das hat ihn am Leben erhalten. Auch Elija musste mit "Brüchen" leben, und seine Wüstenwanderung war ein Spiegelbild seines eigenen Lebens. Aber Gott hat ihn mit Zuversicht und Hoffnung und mit Brot und Wasser beschenkt - und heute dürfen wir dies miteinander teilen.
Ich freue mich, dass der Miloslav (Pfarrer Brhel aus Politschka, die Redaktion) heute den Stuhl geräumt hat und ich unserer Feier vorstehen darf. Trotzdem feiern wir gemeinsam. Das ist ein kostbares Geschenk, das wir hüten sollen. Nicht jeder von Ihnen geht jeden Sonntag in die Kirche. Das wissen wir beide, und das wissen Sie besser als ich. Aber ich hoffe, dass Sie spüren, dass diese Stunde und dieses Dach, unter dem wir stehen, uns Gelegenheit zur Versöhnung gibt und Gelegenheit zu erfahren, was es bedeutet, über Sprachgrenzen, über Ländergrenzen, ja sogar über die Grenzen der Zeit hinaus Schwestern und Brüder zu sein. Das wollen wir bekennen, wenn wir in "gemeinsamer" Sprache - dazu haben wir uns heute für das Latein entschieden - nun den Glauben bekennen.

Als PDF (D & CZ) herunterladbar:  Predigt und Fürbitten / Kazani a prosby

Zusatz: 9/2015, Ergänzung 6/2016

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10. Versöhnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen aus der Sicht eines von der Vertreibung Betroffenen

Als Betroffener möchte ich  Sätze formulieren, die ich unabhängig voneinander für gültig erachte. Sie sind Produkt meiner Lebenserfahrung und meiner Kenntnisse als politisch und geschichtlich interessierter Zeitgenosse, und sie sind  Frucht meines Gerechtigkeitsempfindens und meiner christlichen Einstellung.   Die Reihenfolge der Sätze  ist keine Wichtung; nur den letzten Satz möchte ich hervorgehoben wissen.
  • Geschichte kennt kein Ende. Sie ist ein fortdauernder Prozess, dessen Ablauf aus der Vergangenheit gespeist wird. Deswegen kann es auch keine Schlussstriche unter Ereignisse der Geschichte geben.
  • Hassgefühle sind keine guten Ratgeber bei der Aufarbeitung der Vergangenheit.
  • Geschichte vor dem Vergessen bewahren heißt nicht, den Hass schüren. Anderenfalls dürfte es überhaupt keine Geschichtsbücher geben.
  • Geschichte verdrängen wollen heißt Schuld eingestehen. Heutigen Einwohnern ehemals deutscher Siedlungen muss ein objektives Geschichtsbild vermittelt werden.
  • Könnten Völker erreichen, dass diejenigen Teile ihrer Geschichte, deren Verlauf ihnen nicht passt, vergessen würden, wäre die ganze Menschheitsgeschichte nicht mehr verstehbar.
  • So, wie die Deutschen jede Kollektivschuld für das, was im Namen der Deutschen nach 1938 geschah, ablehnen, dürfen sie auch die Tschechen nicht mit einer Kollektivschuld für das belasten, was nach 1918 nach dem Weltkriegsende und nach dem Mai 1945 durch Tschechen geschah.
  • Von Unrecht und von Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen Betroffene müssen  (leider!) zur Kenntnis nehmen, dass ihr Schicksal sehr vielen Zeitgenossen gleichgültig ist. Je länger sie mit ihrem Schicksal hadern, desto weniger werden sie ernst genommen. Betrachtet man Geschichte und Gegenwart, so sind die Sudetendeutschen nur eines von vielen Beispielen. 
  • Wer glaubt, ein menschliches Gericht, und sei es ein mit der höchsten denkbaren Autorität ausgestattetes Gericht, könnte jemals Gerechtigkeit für die von geschichtlichem  Unrecht Betroffenen schaffen, ohne dabei anderes, neues Unrecht zu begehen, der irrt.
  • Beim Besuch der Heimat ist höflicher und zurückhaltender Umgang mit den jetzigen Einwohnern geboten. Auch für diese Menschen ist es die Heimat.
  • Der Tag ist nicht mehr fern, da "pfeifen" die Sudetendeutschen auf die Benes- Dekrete; denn eine Rücknahme derselben "kostet" die Tschechen nichts mehr. Von der Aufgabe, die durch einige der Dekrete geschehene Rechtsbeugung, die ohne Beispiel ist, zu verarbeiten, kann sie niemand freistellen.
  • Die Sudetendeutschen haben, soweit sie die Katastrophe überlebt haben, gegenüber den Tschechen, die sich ihren Besitz angeeignet haben, das bessere Los gezogen. Diese Entwicklung der Geschichte war nicht vorauszusehen gewesen. Sie sollte es den noch Lebenden und ihren Nachkommen leicht machen, als erste die offene Hand auszustrecken.
  • Aussöhnung besitzt keine Alternative. Sie setzt  nicht das Vergessen oder Verdrängen von Geschehenem voraus. Sie erfordert vielmehr das Gegenteil, die Aufarbeitung der Geschichte. 
J. N

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P. S. 
Die Zahl der e-mails, die ich zu den Themen "Laubendorf" und "Deutsche und Tschechen" erhalte, ist nicht groß. Unter den angekommenen Antworten ist eine bemerkenswert. Ein Tscheche, der seinen Namen nicht preisgab, schrieb den kurzen Text: "Ein Glück, dass Sie weg sind!" 
Ich habe überlegt, wie ich auf diese unerwartete Botschaft reagieren soll. Ich habe nicht lange nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, meine 11 Sätze am Ende dieser Seite ( Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen ) mit einem dicken Ausrufungszeichen zu versehen. Wenn man in die Zukunft schaut und schreitet, kann man in diesem Fall keine Rücksicht auf Zurückbleibende nehmen. 
J.N., 11.3.2004 

 

12. Fotos aus Laubendorf (Sommer 2012, nachfolgend Sommer 2008, Sommer 2005)

2012: Bilder zum Vergrößern und Ausdrucken anklicken!
Kirche Kirche,
Straßen-
ansicht
Kircheninneres Kirchen-
inneres
Kircheninneres Kirchen-
inneres
Beinhaus Friedhof,
Beinhaus,
links Ein-
gang zur
Orgel-
empore
der Kirche
Priestergräber Priester-
gräber
an der
Südseite
der Kirche
Michael Hl.
Michael
am
Friedhof-
eingang
2008: Bilder zum Vergrößern und Ausdrucken anklicken!
Kirche Kirche
von
außen
Kirche Festgottesdienst
am 30.8.2008
Die Laubendorfer
Reisegruppe
und heutige
Gemeindemitglieder
Kirche
2008: Detail des
Altargesprenges
Kirche Glasfenster,
das Pfr. Valenta
1927 anlässl.
des 200. Kirchweih-
Tages stiftete
kirche 30.8.2008
Die Laubendorfer
Reisegruppe
beim "Geschperger"
Die aus 50 Personen bestehende Laubendorfer Reisegruppe wurde beim "Geschperger" (Erbgericht)von der Bürgermeisterin Chemisincova freundlich willkommen geheißen und von Mitgliedern der heutigen Pfarrgemeinde bewirtet. Letzteres war eine Dankesgeste der heutigen Christen an die spendenfreudigen Laubendorfer, durch deren Intiative die Kirche wieder in hellem Glanz erstrahlt. - Es folgte der Dankgottedienst in der Kirche, der überwiegend in Deutsch gehalten wurde. Dem Pfarrer von Svojanov, Erik Tvrdon, sei Dank dafür. Der Politschkaer Pfarrer Adrian Sedlak, der Mitzelebrant war, bedankte sich für die ihm im Anschluss an den Gottesdienst vor der versammelten Gemeinde übergebene letzte Spende in Höhe von 1611 Euro.

Die renovierte Kirche, Außenaufnahmen   -   Innenaufnahmen der Kirche   -   Der Wiedereröffnungs-Gottesdienst am 18. Juni (Die Fotos hat freundlicherweise Herr Dechant Zahalka zur Verfügung gestellt.)   -   Der Friedhof   -   Kapellen und Wegkreuze   -   Das heutige Dorfbild
2005: Bilder zum Vergrößern und Ausdrucken anklicken!
Kirche Kirche
von
außen

Kirche Kirchturm

Kirche
Kircheninneres, von der Empore aus gesehen

Kirche Kreuzweg-
stationen:

Tschechische
Beschriftung für tschechische Beter
 
kirche Glasfenster
Die Namen
der Stifter sind
bei allen Fenstern noch gut zu
erkennen.
kirche Kirchen-
inneres:
Noch fehlen die barocken
Altäre und
die Kanzel.
Kirche Altarbild:
Der hl. Georg

Kirche  
Wiedereröffnungs-
Gottesdienst

Kirche Wieder-
eröffnungs-
Gottesdienst

Friedhof Eingang zum
Friedhof
:
Die
Engel schauen
traurig darein. Der Anblick des Friedhofs gibt Grund dazu.

Kapelle Kapelle
im
Mittelort

Kapelle Kapelle im
Unterort
:
Zwar erhalten, aber
wenig genutzt!

Kirche
Blick zur Empore: Noch fehlt das Gestühl.
Friedhof Missionskreuz:
Der Schein trügt. Das Kreuz ist renovierungs-
bedürftig.

Friedhof Totenkapelle,
die der
Wieder-
herstellung
harrt

Kapelle Kapelle
im
Mittelort,

Detail
 1)
Kapelle Wegkreuz
im
Unterort

Laubendorf
Straße im Unterort
bei Nr. 180

Friedhof Friedhof-Ausgang:
Zwei Teile eines Baustellenzaunes bilden das Gatter.

Friedhof Eines der letzten
deutschen Gräber
:
Johanna Neudert 217, + 1908
(!)
Wegkreuz Weg-
kreuz
im Oberort

Laubendorf Torbogen,
jüngst eingestürzt!
Petter 171
2)
Laubendorf
Kruschina 172, eines
der gut erhaltenen Häuser

Schulteich Schulteich,
im Hintergrund
Geschperger

Wappen Laubendorf Laubendorf-
Wappen


1) Alle Wegkreuze in Laubendorf haben inzwischen einen in Tschechisch abgefassten Text erhalten . . . mit Ausnahme dieser Tafel. Ihre Schrift ist durch den Zahn der Zeit verwittert, so dass sie unlesbar geworden ist. Mit Hilfe eines Computerprogramms wurden alle noch erkennbaren Buchstaben dieses Fotos verstärkt, so dass der urspründliche Wortlaut erkennbar wurde. Er lautet: "Zu Ehren der Allerheiligsten und dreieinigen Dreifaltigkeit han dieses Bild machen lassen Andreas Ziehska, Richter in Laubendorff, Anna Ziehskin. 1717". - An dem Text sind die Schreibweise des Familiennamens des Erbrichters und seiner Frau, der Vorname des Erbrichters und die Jahreszahl bemerkenswert. Die beiden letzteren stehen im Widerspruch zu den Angaben in der Laubendorfer Chronik von Wenzl Koblischke. Der Widerspruch lässt sich wohl nur so auflösen, dass benannter Erbrichter 1717 das Standbild errichten ließ, während sein Nachkomme Antonius Czieschka 1765 das vorhandene Standbild mit der Kapelle umhüllen ließ, die Pfarrer Czieschka weihte.
2) Die Laubendorfer Bauernhäuser haben ihre frühere Funktion verloren. Nur wenige von ihnen sind in ihrer Gesamtheit gut erhalten. Bei vielen dieser Häuser ist nur der Wohntrakt erhalten, während der ungenutzte Teil dem Verfall anheimgestellt ist.


Im Jahr 2005 präsentiert sich Laubendorf als ein Ort mit reger Bautätigkeit, wie sie in den Nachbarorten Riegersdorf, Schönbrunn und Blumenau nicht vorkommt. Die Bautätigkeit betrifft vor allem die Kleine Seite und hat mit der Nähe des Ortes zur Stadt Politschka zu tun. 2022 hat sich längst die Bautätigkeit auf die Senke hinter dem Erbgericht ausgedehnt, wo eine Anzahl Einfamilienhäuser verschiedenen Bautyps entstanden sind. Alle Kapellen, Statuen und Wegkreuze im Ort sind renoviert.
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13. Das Schönhengster Gaulied

Der Text aller drei Strophen und die Melodie, einschließlich einer Klavier-Begleitstimme (von G, dem Original, nach F transponiert, also absichtlich tiefergesetzt), sind hier - wie nebenstehend angezeigt - als Abschrift herunterladbar (Dateigröße: 220 kB)
Schönhengster Gaulied
Notenbeispiel

 


14. Laubendorf-Chronik online (das erste der 3 erschienenen Laubendorf-Bücher)

Chronik

Das von Wenzl Koblischke und Mitarbeitern in den 60er Jahren verfasste Buch
"Schicksal einer sudetendeutschen Bauerngemeinde
LAUBENDORF
Geschichte und Chronik"

hat 1979 eine erweiterte Nachauflage und 2006 einen Computer- Nachdruck erfahren. Damit konnte die aktuelle Nachfrage befriedigt werden. Nunmehr wird diese Chronik als herunterladbare Datei bereitgestellt. Das Herunterladen zum persönlichen Gebrauch ist ausdrücklich erwünscht. Jede kommerzielle Verwendung, insbesondere die Speicherung in Datenbanken, Veröffentlichung, Vervielfältigung und jede Form von gewerblicher Nutzung sowie die Weitergabe an Dritte - auch in Teilen oder in überarbeiteter Form - ohne Zustimmung der Rechteinhaber ist untersagt.
Dateigröße: 1,4 MB. Anzahl der Seiten: 75, DIN A4-Format. Der Inhalt ist zweckmäßigerweise zweiseitig auszudrucken. Chronik ansehen!

Wem das Herunterladen ein Dankeschön wert ist, kann dies mit einer e-mail  tun. - Wer noch einen Schritt weiter gehen will, kann dies mit einer Spende auf das Konto des Arbeitskreises Laubendorf tun. Kennwort: "Laubendorf-Chronik". Das Konto des Arbeitskreises Laubendorf wird bei der Hypo-Vereinsbank Neumarkt/Oberpfalz geführt und von Wilfried Weinhart und Hans Leinweber verwaltet.  IBAN: DE89 7602 0070 0015 8630 05;  BIC: HYVEDEMM460 

   Neu, Juli 2008!

15. Die Laubendorfer Matriken

Ab 1690 wurden in Laubendorf Kirchenbücher geführt. Taufen (später auch die Geburten), Eheschließungen und Sterbefälle wurden darin aufgelistet. Da Laubendorf vor 1728 keinen eigenen Priester besaß, kam der Bistrauer Pfarrer oder sein Kaplan nach Laubendorf, um die liturgischen Handlungen vorzunehmen. Ihr Vollzug wurde in diese Bücher eingetragen. Da die Priester nicht täglich kamen, fanden Taufhandlungen und Eheschließungen auch in der zuständigen Pfarrkirche in Bistrau statt und sind in den dortigen Büchern eingetragen. Wie herausgefunden wurde, wurden solche Handlungen auch in Politschka, Schönbrunn und in Kurau vollzogen. 
Zwei Beispiele abgelichteter Matriken sollen dokumentieren, auf welches "Abenteuer" sich ein Genealoge einlässt, wenn er seine Ahnen sucht.

Taufmatrik   Trauungsmatrik
Taufmatrik Politschka, beginnend 1643: Unter dem 22. Juni ist die Taufe des Kindes Johann der Eltern Valentin & Dorothea Gloser aus Laubendorf angezeigt (Rückübersetzung aus dem Tschechischen). Trauungsmatrik B, 1759 - 1784, Laubendorf, oben: Am 26. Juli 1767 heiratet der Witwer Gregor Füker  die Katharina, Tochter des Jakob Haintz aus Riegersdorf, in der Kapelle Waldl (Goldbrunn).

Der Arbeitskreis Laubendorf ist im Besitz von Mikrofilmen (Lm Hans Prull sei Dank!) und teilweise von digitalen Kopien (Lm Thomas Tast sei Dank!) für die Zeit von 1735 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sowie von digitalen Kopien für die Zeit vor 1735 (Lm Johann Neudert 205 sei Dank!), die nach und nach abgeschrieben wurden, um die Vorfahrensuche erleichtern zu können. Eine Übersicht aller bestehenden und mir zugänglichen Matriken bietet das folgende PDF-Dokument. (8/2023 aktualisiert!)
Kontakt: e-mail

16. Neues Laubendorfbuch "LAUBENDORF IM SUDETENLAND - GESCHICHTS- UND ORTSFAMILIENBUCH"

(das zweite der erschienen Laubendorfbücher)

50 Jahre sind seit dem Erscheinen der Laubendorfchronik vergangen, die seinerzeit der Oberlehrer Koblischke, unterstützt von 6 weiteren Laubendorfern, verfasst hat. (Siehe Punkt 13 des Inhaltsverzeichnisses am Seitenanfang!) Der Arbeitskreis Laubendorf hat sich entschlossen, ein weiteres Laubendorfbuch herauszugeben, das sich nicht mehr an die Erlebnisgeneration, sondern an die Bekenntnisgeneration und an die Nachkommenschaft wendet. Sein Titel: Laubendorf im Sudetenland – Geschichts- und Ortsfamilienbuch. Verfasst hat es der 1939 geborene Lm Johann Neudert 205 in fünfjähriger Arbeit. Das Buch ist ein Werk wider die Geschichtsvergessenheit mancher Zeitgenossen. Es soll deshalb in einigen großen Bibliotheken und Archiven Deutschlands und Tschechiens verfügbar sein. Für die Laubendorfer und ihre Nachkommen hat sich das Buch den Anspruch gestellt, deren Geschichte und Namen von Anfang an aufzuschreiben und somit allen Einwohnern, die jemals in Laubendorf gewohnt haben, ein „Denkmal in Lettern“ zu setzen. Freilich sind die Namen der ersten Siedler und ihrer Nachkommen nicht überliefert. Doch ab 1643 (!) sind aus allen verfügbaren Matriken und aus dem ersten, noch im Dreißigjährigen Krieg begonnenen Grundbuch alle Namen abgeschrieben worden, so dass eine Besitzerliste der Höfe und Häuser von diesem Zeitpunkt an erstellt werden konnte. Die Matrikabschriften und das ihnen zugrunde liegende Ordnungsprinzip erlauben es dem Leser, mit wenig Aufwand seine Laubendorfer Vorfahren aus etwa 9200 Namen (Anzahl der registrierten Geburten) herauszufinden. Die Abschrift der Matriken hat das Buch einen großen Umfang erhalten lassen, 446 DIN A4- Seiten. 40 farbige und 20 schwarz-weiße Abbildungen und 3 Grafiken illustrieren das Buch. Die Einwohnerliste von 1945 komplettiert die Namensangaben. Das Werk endet mit den Vertreibungsberichten dreier Laubendorfer Frauen, die ihre Erlebnisse um den 13. Juli 1945 beschreiben. Dieser abrupte Abschluss des Buches ist gewollt. -

Mit dem Buch folgt der Arbeitskreis Laubendorf der Intention des Schönhengster Heimatbundes, die Namen und Daten der Einwohner des Schönhengstgaues den Nachkommen und der Nachwelt zu erhalten. - Der Arbeitskreis Laubendorf empfiehlt den Laubendorfern und ihren Nachkommen und allen weiteren Interessierten den Erwerb dieses Buches.

Ohne viel Werbung zu machen, sind die 200 gedruckten Exemplare auf Spendenbasis innerhalb eines Monates an interessierte Leser abgesetzt worden. Nunmehr ist das Buch nur noch über den Buchhandel zum Preis von 29,80 € oder antiquarisch beziehbar. Die ISBN lautet: 978-3-940167-80-4. Nachfolgend sind die beiden Einbandseiten und das Inhaltsverzeichnis als PDF-Datei, 5,5 MB, einsehbar.


17.  Laubendorfer Kataster von 1839

Die Nachweisbögen der Eigentums- und Besitzverhältnisse des Jahres 1945 sind derzeit noch nicht zugänglich. Einsehbar und kopierbar sind hingegen die "Katastralauszugsbögen der Steuergemeinde Laubendorf 1839". Sie lagern im Archiv Leitomischl. Aus ihnen ist eine Zusammenfassung der Besitzgröße für die Hausnummern bis Nr. 246 (die damals höchste Hausnummer) erstellt worden. Unterstützend wurden Angaben aus dem 1785 beginnenden Grundbuch hinzugezogen. Leider stand der zweite Band dieses zweibändigen Grundbuches noch nicht zur Verfügung, so dass das entstandene Gesamtergebnis nicht vollständig ist. Die Komplettierung ist jedoch in Arbeit. - Von den meisten der hier aufgeführten Bauernhöfe kann behauptet werden, dass sich die dargestellten Besitzverhältnisse bis 1945 nicht geändert haben; denn man hielt weiterhin, wie es bis 1839 Jahrhunderte lang geschehen war, an der Unteilbarkeit der Höfe zum Zweck der Erhaltung von deren Wirtschaftlichkeit fest. Damit blieb auch der Charakter des einstigen Waldhufendorfes erhalten.

Das Ergebnis ist in Form  einer PDF- Datei heruterladbar. Die Einteilung und die Lage der einzelnen Flurstücke ist aus dem im Internet zugänglichen Katasterplan ersichtlich. Der nachfolgende Link führt zu einer der Teilkarten.  http://archivnimapy.cuzk.cz/cio/data/cio/6004-4/6004-4-007_index.html
Die anderen Teilkarten können dadurch aufgerufen werden, dass die letzte Zahlenkombination der obigen Adresse zwischen 001 und 011 variiert wird.

Interessant ist, dass das Internet auch eine aktuelle Seite der Flurstücke Laubendorfs zeigt. Die Nummern der Flurstücke stimmen bis auf wenige Ausnahmen mit denen des Jahres 1839(!) überein. Wenn Sie die Adresse
http://geoportal.cuzk.cz/

angeklickt haben, öffnet sich eine Satellitenaufnahme des heutigen Dorfes. Klicken Sie auf der linken Bildseite "Zmenit mapu" an und wählen Sie die gewünschte Darstellung! Zusatz 8/2012

Es gibt eine weitere interessante Seite, die Laubendorf im Jahre 1954 zeigt. So haben unsere Eltern und Großeltern den Ort gekannt:
http://kontaminace.cenia.cz
Wenn sich das Bild geöffnet hat, mehrere Doppelklicke auf den Südostteil von "Pardubice" tätigen, bis Svitavy und Policka angezeigt werden! Bild weiter vergrößern, bis "Pomezi" erscheint! Mit "Tisk" kann das Bild gedruckt werden. Mit "Export mapy" kann das Bild gespeichert werden. Zusatz: 7/2012
Viel Erfolg bei der Navigation!

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18.   750. Jahrestag der Ersterwähnung und  Laubendorffahrt im August 2015

2015 jährte es sich zum 750. Mal, dass Laubendorf erstmals in einer Urkunde erwähnt wird. Dieses Datum warAnlass, an dieser Stelle in lockerer Folge Daten und Ereignisse dieser ein Dreivierteljahrtausend währenden Geschichte zu publizieren. Dabei bestand der Anspruch, über das bisher Bekannte, das sind das Buch von Wenzel Koblischke (Unter Punkt 14 auf dieser Seite nachlesbar!) und das Buch von Johann Neudert (Inhaltsangabe unter Punkt 16 auf dieser Seite!) hinaus zu gehen. Die entstandenen einzelnen Artikel sind als pdf-Datei herunterladbar. Sofern sie länger als 1 DIN A4-Seite sind, sollten sie zweckmäßigerweise zweiseitig ausgedruckt werden. Ihre Reihenfolge ist zufällig, widmen sich doch die Aufsätze sehr unterschiedlichen Themen. Diese gewählte Vorgehensweise macht es möglich, den Umfang der Darstellung zu erweitern. Das Herunterladen zu persönlichen Zwecken wird empfohlen und ist selbstverständlich kostenlos. Eine Weiterverbreitung - ob in wirtschaftlicher Absicht oder ohne sie - bedarf jedoch der Zustimmung des Autors dieser Webseite.

Wie alles anfing
Das bevorstehende Jubiläum
Die Herkunft des Lokators Konrad von Lewendorf
Wie Laubendorf zu seinem Namen kam
Die kirchlichen Verhältnisse in der Anfangszeit
Die Überwindung der Wasserscheide bei der Kolonisierung
Laubendorfs Gemarkungsgrenzen
Die Kolonisierung der nördlichen und südlichen Fluren
Die Laubendorfer Familiennamen
Die Urbare der Herrschaft Bistrau von 1557 und 1592
Wann gab es in Laubendorf den ersten Schulmeister?

 
Am 2. Augustwochenende 2015 haben sich Laubendorfer und Nachgeborene nach Laubendorf/Pomezi aufgemacht, um dort den 750. Jahrestag der Ersterwähnung Laubendorfs zu begehen. Im Mittelpukt stand ein Gottesdienst in der St. Georgs- Kirche am Samstag, den 8. August, und ein Zusammentreffen mit heutigen Bewohnern des Dorfes. Für die Kinder- und Enkelgeneration der geborenen Laubendorfer war dies die vermutlich letzte Gelegenheit, den Geburtsort ihrer Vorfahren unter sachkundiger Anleitung alter Laubendorfer durchschreiten zu können. 

Insgesamt 116 Laubendorfer und deren Nachgeborene wurden während des Gottesdienstes gezählt. Sie waren in 2 Bussen und mehreren Privatautos angereist.
Im Mittelpunkt der 4-tägigen Fahrt stand der Gedenkgottesdienst, den Pfarrer Holger Kruschina, Roding (Kruschina-34-Nachkomme), und Pfarer Miloslav Brhel, Politschka, zelebrierten. Als Diakon Günter Helgert, Zeitz, nach dem Vaterunser die versammelte Gemeinde aufrief, "Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung!", taten dies alle, Deutsche und Tschechen. - Nachdem Gottesdienst begrüßte im Gemeindesaal (beim Geschberger) die Bürgermeisterin die Gottesdienstteilnehmer. Ortsberichterstatter Johann Neudert 205, Leipzig, führte aus, dass der Versöhnungsgruß der Laubendorfer allen Einwohnern gelte, und er forderte die Bürgermeisterin und alle tschechischen Gottesdienstteilnehmer auf, dies ihren Landsleuten mitzuteilen.
Der Sonntag und der Montag waren für Rundfahrten durch die Dörfer und Städte er ehemaligen Herrschaft Bistrau und durch den mährischen Teil des Schönhengstgaues vorgesehen.
"War dies die letzte Busreise in die alte Heimat gewesen?", fragten Teilnehmer am Ende der Reise. "Es war die wichtgste!", war die Antwort des Ortsberichterstatters.
Johann Neudert 205 hat einen bebilderten 14 Seiten langen persönlichen Reisebericht erstellt, der hier zum Herunterladen bereitsteht (Zweiseitigen Druck durchführen und Papier >=100 g/m2 verwenden!).
BERICHT herunterladen!
Auf den Bericht antworten: e-Mail senden
 

19.   Gedenkbuch Laubendorf, Juli 2015

(das dritte der erschienenen Laubendorfbücher)

Der 750. Jahrestag der Ersterwähnung Laubendorfs  im Jahre 2015 war Anlass, die Herausgabe eines weiteren Buches zu betreiben, zumal bisher nicht bekannte oder nicht verfügbare Dokumente das Wachsen und Werden des Dorfes erhellen. Aber auch von der letzten Phase des Lebens der Laubendorfer in ihrem Ort - die Jahre 1945 und 1946 - gibt es neue Erkenntnisse, die eine Veröffentlichung verdienten. Das entstandene Buch wendet sich nicht nur an die noch in Laubendorf Geborenen, sondern auch an deren Kinder- und Enkelgeneration. Für letztere soll das Buch eine Hilfe sein, sich heute im Geburtsort ihrer Vorfahren zu orientieren und deren Daten zu erforschen. Folgerichtig finden sich in ihm alle(!) Namen, alle(!) Häuser. Wer also beispielsweise wissen will, wer seine Laubendorfer Eltern, Großeltern ... waren, findet Hilfe im Buch -
Die Mitglieder des Arbeitskreises Laubendorf unterstützten das Vorhaben der Herausgabe.
Der Umfang des nachfolgend aufgeschriebenen Inhaltsverzeichnisses führt zu einem Buch mit 220 Seiten im DIN A4- Format. Der beigelegte Ortsplan, aufgeteilt auf 6 Blätter, soll Laubendorfbesucher in jedem Fall zu der Stelle im Ort führen können, die sie sehen wollen. -



Unter  ISBN 978-3-86468-959-8 
im Buchhandel bestellbar oder
antiquarisch erwerbbar
 Inhaltsverzeichnis

Grußwort des Arbeitskreises Laubendorf      
Vorwort 
1.     Die Gründungsurkunde von Politschka und die Gründung Laubendorfs
2.     Der Verlauf der Kolonisierung des Dorfes 
2.1.     Der Anfang
2.2.     Die Aussagen der Urbare über den Fortgang der Kolonisierung
2.3.     Katastral-Auszugsbögen des 19. Jahrhunderts als Erklärung für den Fortgang der Kolonisierung? 
2.4.     Die zweite Erwähnung des Dorfes in einer Urkunde 
2.5.     Die Urbare der Herrschaft Bistrau aus den Jahren 1557 und 1592 
2.6.     Die älteste Bistrauer Trauungs- und Taufmatrik 1637 - 1665
3.     Das entwickelte Gemeinwesen und sein jähes Ende
3.1.     Katastral- Auszugsbögen von 1839 
3.2.     Verwaltungsmäßige, wirtschaftliche und kirchliche Zugehörigkeit im Laufe der Geschichte 
3.3.     Laubendorfer Namensgeschlechter
3.4.     Die Mundart
3.5.     Die Kirche und die Kapellen
3.6.     Alle Höfe und Häuser und die Reihenfolge ihrer Besitzer 
3.7.     Hausnummernverzeichnis 1945 und Ortsplan 
3.8.     Einwohnerliste 1945 und Vertreibungswege der Einwohner 1945/1946 
3.9.     Luftaufnahme der Dorfflur
3.10.   Die Vertreibung 
3.10.1    Einleitung
3.10.2    Die Organisierung der Vertreibung durch die Tschechen 
3.10.3    Vertreibungsberichte 
Nachwort: Wohin, Laubendorfer? 
 
Anhang 1:   Bislang nicht veröffentlichte Matrikabschriften, Laubendorf betreffend
              1.1     Trauungs- und Taufmatrik Bistrau 1637 - 1665
              1.2     Taufmatrik Schönbrunn 1690 - 1728
              1.3     Trauungsmatriken Bistrau und Politschka 1735 - 1760
              1.4     Trauungsmatriken Laubendorf 1746 - 1830, Einarbeitung der Daten aus dem Verkündbuch
              1.5     Geburtsmatrik Laubendorf 1909 - 9/1914
              1.6     Geburten in Laubendorf 9/1914 - 2/1921 (Auszug aus den Volkszählungslisten 1921)
Anhang 2:    Landkarte der Besiedlung des westlichen Schönhengstgaues
Anhang 3:    Ethnienkarte des Jahres 1880 für Böhmen, Mähren und Schlesien
Anhang 4:    Schönhengster Gaulied, Text und Noten (Singstimme mit Klavierbegleitung)

Gegenwart und Zukunft

Beilage: Maßstabgerechter Ortsplan mit allen Hausnummern

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Erstellt: 1999;  Zuletzt bearbeitet: 10.09.2023   Webmaster: Johann Neudert,ehemals Laubendorf 205;   E-mail-Kontakt!: post@neudert-johann.de