D I E N
E U D E R T
- W E B S E
I T E N
Diese Seite wendet sich an alle, die wie ich
trauern, sei es um einen verstorbenen Ehegatten, sei es um ein Kind, um ein
Elternteil, um ein Geschwister, um einen Freund, eine bekannte ....
Meine Ehefrau Ulrike starb am 10. Juli 2015 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren. 80 Tage hatten wir
beide Zeit, uns auf ihren Tod vorzubereiten. Anderen Menschen ist dafür eine
längere Zeitspanne gegönnt gewesen. Wieder andere traf der Tod des
geliebten Menschen plötzlich. Ich habe im Verein mit unseren Töchtern
und deren Familien, mit Verwandten und Bekannten die Zeit genutzt, um
Abschied von Ulrike zu nehmen.-
Was haben Ulrike und ich getan, nachdem wir die niederschmetternde Diagnose gehört hatten?-
Ich habe am Abend dieses Tages das "Gotteslob" aufgeschlagen und
nach einem Gebet gesucht, das unserer Gefühlslage möglichst gut
entgegenkommt, und ich fand das Gebet 6.2 hilfreich. Ich habe es Ulrike
vorgelesen, und sie fand es gut. Also beteten wir es fortan täglich und
ließen dies auch unsere Lieben wissen. Es lautet:
Groß bist Du, Herr, und über alles Lob
erhaben, und da will der MenschDich preisen, dieser winzige Teil
Deiner Schöpfung. Du selbst regst ihn dazu an; denn Du hast uns
zu Dir hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht
in Dir. - Sag mir in der Fülle Deiner Erbarmung, mein Herr und
Gott, was Du mir bist! Sag zu meiner Seele: Dein Heil bin ich!
Sag es so, dass ich es höre!
AUGUSTINUS-
Ich ging in Ulrikes Auftrag zu unserem Pfarrer und bat ihn um die Spendung der Krankensalbung. Dies
geschaham Folgetag im Beisein einer meiner Töchter in der Kapelle des
Krankenhauses. Während dieser Feier haben wir drei
unablässig geweint.
-
Wir haben den Glauben, dass es zu einer Spontanheilung kommen könnte, bis zuletzt nicht aufgegeben.
-
Wir haben uns gesagt, dass wir fortan nicht mehr die Jahre, sondern die Tage gemeinsamen Lebens zählen wollen. Wir hatten uns vorgenommen, dass wir im Falle einer Heilung unser Leben neu gestalten, Unwichtiges fahren lassen und Wichtiges intensiv tun wollten.
-
Wir haben zu keinem Zeitpunkt mit Gott gehadert. Wir haben ihm nicht die Frage gestellt: "Warum?". Ich stelle sie auch nicht im Nachhinein. Gott hat nicht den Todeszeitpunkt Ulrikes bestimmt, um sie zu sich zu nehmen (Die Krankheit und nicht GOTT war die Todesursache.). Er hat sie aber aufgefangen. Das ist mein Glaube.
Wie gehe ich mit meiner Trauer um?
Meine Trauer hat eine größere Schwester, die Hoffnung, genauer
gesagt, die christliche Hoffnung. Diese Schwester war schon da,
bevor Ulrike starb, und auch Ulrike wusste um sie.
Dieses Wissen hat uns beide vor Selbstmitleid, einer weiteren Schwester der Trauer, die ich eine "falsche
Schwester" nenne, bewahrt. Mich bewahrt es weiterhin davor.
Ulrike hat mit unseren Töchtern und mit mir zusammen Lieder und Musik ausgewählt, die bei der Trauerfeier und beim Requiem erklingen sollen. Dabei war Ulrike wichtig zu bitten, dass dann, wenn der Sarg aus der Trauerhalle getragen werden würde, der Organist eine Improvisation über den Schluss- Chor aus dem "Dettinger Te Deum" von Händel, dessen markante Textzeile "Auf Dich, o Herr, setze ich mein Hoffen" lautet, erklingen sollte. Dies geschah aber nicht, weil etwa die Musik Händels so schön ist, sondern weil sie im Tod den Lebenden zeigen wollte, wer und was ihre Hoffnung ist. - Beim anschließenden Requiem erklang an geeigneter Stelle eine Orgelimprovisation über die Melodien aus der Arie "Ich weiß, dass mein Erlöser lebet" aus dem Oratorium "Der Messias" von Händel. Auch dies war als Zeichen der Verstorbenen für die Lebenden gedacht. Beide Stücke, das wussten wir, würde vielen Teilnehmern der beiden Feiern bekannt sein, gehören sie doch zum Repertoire des Propstei-Chores und erklangen oft in Gottesdiensten der Gemeinde. - Nicht jeder Organist ist ist in der Lage, "auf Zuruf" diese Improvisationen zu spielen. Der Organist, den wir gebeten hatten, dies zu tun, konnte das: Kurt Grahl. - Beides und die anderen Lieder und Texte sind fest in meiner Erinnerung geblieben und dienen mir als Trauerbewältigung.
Was weiterhin für meine Trauerbewältigung notwendig und sehr nützlich ist, ist das Zusammentreffen mit "Seelenverwandten". So will ich Menschen nennen, die wie ich den Verlust eines lieben Menschen zu ertragen haben. Anfang Dezember 2015 traf ich 11 Frauen und Männer, die wie ich das Bedürfnis hatten, in ihrer Trauer begleitet zu werden. Ich machte dort die Erfahrung, dass es noch weit traurigere Schicksale gibt als das, was mir widerfahren ist. So kommt zu meiner Traurigkeit noch das Mitgefühl für die anderen Trauernden hinzu. Dieses empfinde ich aber nicht als eine zusätzlichen Last. Das Mitgefühl stärkt mich, und so sehr ich kann, will ich ihre Last mittragen helfen.
Nichts anfangen kann ich hingegen mit wohlgemeinten Tröstungen
der Art, die etwa lauten "Gott hat es gefallen, Ulrike zu sich zu
nehmen." Ich nicke da zwar freundlich, denke aber im Stillen
"Woher willst Du/wollen Sie wissen, was Gottes Wille
ist?" Steht
nicht in der Heilgen Schrift an mehreren Stellen Gegenteiliges, z.
B. im Buch der Weisheit, wo nachzulesen ist, dass Gott kein Gefallen
am Tod der Lebenden hat! - Ich glaube: "Gott lässt den Tod zu, indem er die
von ihm gewollten Gesetze
der Natur walten lässt." - Tröstungen, wie "Ulrike schaut uns
jetzt aus dem Himmel zu", helfen mir auch nicht.
Ich halte sie für eine Behauptung, etwas zu
wissen, was niemand wissen kann. Meine Gedanken dazu klingen
hingegen demütig: "Ulrike ist in Gottes Hand, in Gottes barmherziger Hand. In
diese Hand fallen einmal alle Menschen, ob sie wollen oder nicht."
-
Diesen
Absatz habe ich in der Wortwahl geändert, nachdem mir
Mitbetroffene ihre abweichende Haltung mitgeteilt haben.
Noch etwas! Das Gebet "Gotteslob 6.2" begleitet mich weiterhin.
Und ein Weiteres!
In einer Ausarbeitung eines meiner Seelenverwandten fand ich den Satz "Die Trauer ist der Liebe Preis." -
Wie wahr!
Wem sich dieser Satz nicht erschließt, dem sei seine Umkehrung genannt: "Wo keine Liebe war, kann keine Trauer aufkommen."
Zuletzt bearbeitet:
- 20.12.2017, 13.4.2019, 17.12.2020
|